Etappe: St. Johann im Ahrntal – Trippbach-Wasserfall
Als ich mich zum Aufstieg zur Kegelgasslalm entschloss, war mir nicht ganz klar, was da auf mich zukommt. Dabei war es nach den ersten Kilometern die Straße hinauf – Autofahrer sind hier klar im Vorteil – durchaus zu erahnen. Ohne Auto war ich gezwungen im Talort St Johann loszulaufen, was diverse zusätzliche Kilometer und Höhenmeter Straße einschloss. Nach dem Wanderparkplatz wurde die Straße zum Fahrweg und führte in Serpentien bergan. (runterzu mit besserem Überblick gut abzukürzen).
Das Massiv des Schwarzensteins und diversen Nebengipfeln ragte steil vor mir auf. Weit oben war die Russbachalm als kleiner Punkt zu erkennen. Suchte man mit dem Auge den grauen Fels darüber ab, konnte man auch den winzigen Punkt ausmachen, der die Kegelgasslalm verkörperte. Von dort führte die im Wanderführer vorgeschlagene Route einige weitere Höhenmeter weiter oben über einen Sattel und im Nachbartal wieder hinab.
Alternativ kann man auf der Kegelgasslalm übernachten und von dort zur höchstgelegenen Berghütte Südtirols, der Schwarzensteinhütte aufsteigen. Die Schwarzensteinhütte (Rifugio al Sasso Nero) ist in den Zillertaler Alpen mit einer Höhe von 3026 m die höchstgelegene Hütte. Von 2016 bis 2017 wurde die neue Schwarzensteinhütte nach Entwurf der Architekten Angelika Bachmann und Helmut Stifter an erhöhter Position nördlich der alten Hütte und südlich des Tribbachsattels auf 3026 m erbaut. Aufgrund ihrer imposanten Bauart ist diese Hütte selbst vom Tal aus bei guter Sicht als schwarzer Punkt auf dem Gipfel zu erkennen.
Soviel dazu. Aber ich war nicht nur meilenweit von dieser architektonisch interessanten Berghütte entfernt, sondern auf dem ermüdenden Fahrweg noch nicht mal in die Nähe des Trippbach-Wasserfalls gelangt. Endlich nahmen die vielen Spitzkehren des Fahrwegs ein Ende und ich tauchte in lauschigen Wald ein. Schon besser! Nach 3 km gelangte ich an den wunderschönen Trippbach-Wasserfall, wo ich eine erfrischende Pause brauchte und auch einlegte.
Etappe: Trippbach-Wasserfall – Russbachalm
Durch Wald und Wiesen ging es weiter steil bergauf. Ein paar Himbeeren und verschiedene adrette Pflanzen am Wegesrand, insbesondere eine wunderschöne Trollblume, munterten mich dabei auf. Bei der nicht geöffneten Russbachalm war ein weiteres kurzes Päuschen fällig. Immerhin war ich jetzt auf 1830 Metern über dem Meeresspiegel.
Die Russbachalm liegt am Eingang vom Trippachtal mit freiem Blick zu den gegenüberliegenden Rieserferner Bergen und tief hinab ins Ahrntal.
Etappe: Russbachalm – Kegelgasslalm
Nach der kurzen Rast schleppte ich mich mühsam das Trippachtal hinauf. Oberhalb schweifte der Blick zu den Gletscher-Resten des Tribbachkees und zur Trippachspitze. Ein junger Mann mit Siebenmeilenstiefeln zog an mir vorbei, als wäre da keine ernst zu nehmende Steigung. Er hat mit Sicherheit die Tour locker so geschafft, wie im Wanderführer beschrieben. Für mich war nach kurzer Unterredung mit einheimischen Wanderern, die auf dem Abstieg waren, klar, dass für mich an der Kegelgasslalm Endstation ist. Manchmal muss man einfach wissen, wann es Zeit ist umzukehren. Eine kleine Lektion fürs Leben ganz nebenbei.
Als ich endlich glücklich und erschöpft an der Kegelgasslalm auf 2109 m eintraf, wäre ich gern ein Stündchen geblieben. Auf der Kegelgasslalm kocht die Chefin selbst! Besondere Spezialität sind die hausgemachten Knödel, von denen bis zu zwölf Variationen zur Auswahl stehen. Für Knödel war mein Magen zu zu, aber eine der angebotenen deftigen Süppchen hätte ich sehr gern gelöffelt. Leider saß mir wegen des sehr langsamen Aufstiegs die Zeit im Nacken. Ich wollte nicht im (Fast-)dunklen durch den Waldabschnitt oberhalb von St. Johann laufen müssen. So begnügte ich mich, mich im Umfeld der Hütte etwas umzuschauen und paar Schritte in die steinige Welt dahinter zu gehen. Vor dem weiten kargen Areal unterhalb der Gletscher, Berggipfel und des von hier aus gut sichtbaren Schwarzensteinhauses steht eine kleine steinerne Kapelle. Die schaute ich mir an und schrieb ein kleines Dankgebet ins Gästebuch.
Bald schon startetet ich den Rückweg. Da es nur noch bergab ging, kam ich flott voran. Den Wasserfall ließ ich nun links liegen und kam zeitglich mit der Dämmerung in St. Johann an. Ich wünschte, ich wäre etwas fitter gewesen. Dann wäre diese sehr schöne Tour mit großartigen Ausblicken noch reizvoller gewesen. 🙂 Bereut habe ich aber keinen Meter.
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