Da wir vorhatten, uns die Kreidefelsen von oben und von unten anzuschauen, folgten wir auf dem Hinweg dem Hochuferweg oberhalb der Klippen und liefen rückzu über den steinigen Strand. Die meisten Leute, denen wir auf dieser beliebten Runde begegneten, begannen mit dem sonnigen, steinigen Strandabschnitt. So hatten wir diesen dann fast für uns alleine und bei der Hitze angenehmen Schatten. War gut so!
Etappe: Sassnitz – Wissower Klinken – Ernst-Moritz-Arndt-Aussicht – Kieler Bach
Wir liefen vom Wanderparkplatz durch den Sassnitzer Stadtteil Wedding bis zum Waldrand, wo sowohl ein Radweg als auch der Hochuferweg zu den Wissower Klinken und darüber hinaus beginnt. Die Wissower Klinken, zwei markante weiße Felszacken, ähnlich derer die Caspar David Friedrich auf Leinwand bannte und die seither – die fiktiv komponierten in Öl gemalt und die von Naturgewalten gezeichneten in Natura – Tausende Menschen verzückten, gibt es in dieser Form nicht mehr. Im Februar 2005 gab es bei den Wissower Klinken einen massiven Felsabbruch, bei dem 50.000 Kubikmeter Kreide in die Ostsee gerissen wurden und der nur den Sockel dieser bizarren Felsformation für spätere Betrachter übrig ließ. Die Wissower Klinken befanden sich südlich der Ernst-Moritz-Arndt-Sicht.
Der schmale Pfad belohnt immer wieder mit fantastischen Ausblicken in die malerische Kreidefelsenkulisse und mit türkis und grün eingefassten glitzernden Tiefblicken auf das Ostseeufer. Diverse Wegabschnitte waren wegen drohenden Abrutschens gesperrt und wurden sicher umgangen. Wenn man nachher das Ganze von unten betrachtet, weiß man auch warum. Ca. 6 km nördlich von Sassnitz liegt die Ernst-Moritz-Arndt-Sicht, ein Aussichtspunkt dessen Namensgeber der auf Rügen gebürtigen Historiker, Schriftsteller und Publizisten Ernst Moritz Arndt ist.
Ein Stück weit führt der Hochuferweg nun auf und ab durch Buchenwald, um am Kieler Bach gemeinsam mit diesem, wieder die Klippen zu erreichen. Wir verließen an dieser Stelle den Hochuferweg, der oben bis zum Königstuhl und darüber hinaus bis Lohme weiter führt. Während der Kieler Bach sich hier in die Tiefe stürzt, gibt es für Wanderer eine deutlich sicherere Abstiegsmethode. Eine steile Treppe führt neben dem kleinen Wasserfall zum Strand hinab. Dieser ist über und über mit rund gelutschten Steinen und Kreidebrocken in allen Größenordnungen übersät. Perfekt für ein erstes Päuschen unterhalb der Kreidefelsen.
Etappe: Kieler Bach – Steinstrand – Sassnitz
Dem steinigen Strand folgten wir dann gemächlich, mit Steinguck-, Foto und Staun-Pausen. Nach jeder Biegung sahen die Kreidefelsen und die ihnen wie ein Teppich zu Füßen ausgebreitete Ostsee aufs Neue spektakulär aus. Oben waren einzelne Bäume und Sträucher an den Kreidefelsen geklammert, wie gierige Hände an Wühltischware beim Schlussverkauf. Andere hatten den Kampf gegen Erosion und Schwerkraft bereits verloren und lagen als blanke Holzskelette am Strand.
Abrutsche drohen an der Kreideküste immer, insbesondere nach viel Regen und bei Frost. Da wir bei sommerlichen Temperaturen und trocken über den Steinstrand unterhalb der Kreidefelsen marschierten, blieben wir von herab fallenden Bäumen oder absackenden Klippen verschont. Trotzdem waren wir am Ende unserer Tour rundum mit Kreide bepudert, als wären wir einen Kreidefelsen hinab gerodelt, ein in Sassnitz wohlbekannter Anblick…
Eine herrliche Wanderung, für die man Zeit zum Sitzen und Staunen einplanen und geeignetes Schuhwerk tragen sollte. Bei frühzeitigem Start und guter Kondition kann man die Kreidefelsenwanderung auch bis zum Königsstuhl ausdehnen.
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