Etappe: Königstein – Karl Thomas Gedenkstein
Gestartet bin ich in Königstein, über dem der gleichnamige Tafelberg samt Festung thront. Den ersten Blick auf den erhabenen Königstein erhaschte ich jedoch erst, nachdem ich durch ein idyllisches, steiles Gässchen aus Königstein heraus marschiert war. Ein Hinweisschild an der alten Böttgerei erzählt von den 44 verschiedenen in Königstein einst ansässigen Gewerken. Ein anderes weist zur nächsten Kneipe. Talwärts ist hier normalerweise der belebte Bach Potatzschke unterwegs, aber dessen Bachbett fand ich in jenem Sommer komplett ausgetrocknet vor.
Auf dem Plateau ging es breitem Weg gemütlich am bunten Feldrand entlang, in dem es von Hummeln und Bienen nur so summte. Toll! Neben Klatschmohn und einigen Feldpflanzen lächelten sogar selten gewordene Kornblumen aus dem belebten Grün. Links schmiegte sich Pfaffendorf ins Tal und rechts kauerte der Pfaffenstein auf dem Feld wie ein Sprinter am Startblock.
Oberhalb von Pfaffendorf passierte ich den überdachten Rastplatz am Karl Thomas Gedenkstein. Ein Hinweisschild gibt Auskunft über die Geschichte Pfaffendorfs, während der Gedenkstein Karl Thomas, einem im letzten Jahr des letzten Jahrhunderts verstorbenen TU-Professors und Bergfreund, gewidmet ist. Näheres war über ihn nicht zu erfahren. Pfaffendorf heißt übrigens so, weil im Mittelalter die Einwohner den Königsteiner Pfaffen Zinsen zahlen mussten. Heute dem Pirnaer Finanzamt. 😉 Erst seit 1994 ist Pfaffendorf Ortsteil der Stadt Königstein. Am Dorfbach in Pfaffendorf steht ein Steinkreuz, unter dem ein Eremit begraben worden sein soll. Das muss ich mir bei einer anderen Wanderung mal genauer anschauen. Diesmal blieb ich oberhalb des Dorfes und lief weiter auf mein Tagesziel zu.
Etappe: Karl Thomas Gedenkstein – Nadelöhr
Über den im Wind raschelnden, dekorativ von Sonnenblumen eingefassten, Mais hinweg hatte ich stets das an Größe und Majestät zunehmenden Felsmassiv des Pfaffensteins vor Augen. Und im Rücken ragte die Festung Königstein, mal mehr oder weniger von der Sonne großartig inszeniert, ins Bild.
Neben dem Königstein und Lilienstein gehört der Pfaffenstein zu den beliebtesten Ausflugszielen in der Sächsischen Schweiz. Es führen mehrere Wege hinauf. Egal, welchen man wählt, sollte man sich nicht von den bequemen breiten Zuwegen zu Sandalen oder Highheels verleiten lassen (alles schon gesehen 🙂 ). Der Pfaffenstein selbst ist nun mal ein Tafelberg und recht schroff zerklüftet noch dazu. Um auf seinem aussichtsreichen Gipfel guten Halt zu haben und sicher hoch und runter zu kommen, braucht es Wanderschuhe.
Ich wählte für den Aufstieg das berühmte Nadelöhr, einen Weg der mit breiten flachen Holzstufen beginnt, dann in ausgelatschte Steinstufen übergeht, zu Metallleitern wechselt und die namensgebende Krönung erfährt, wenn man mit eingezogenem Kopf (und Bauch) durch das von zwei aneinander lehnenden Felsen geschaffene Fels-Nadelöhr durch muss. Für alte Sächsische Schweiz-Hasen ist das keine sonderliche Herausforderung, aber mir begegneten 2 Wanderinnen, von der die eine recht furchtsam schien. Trotzdem meisterte sie das Nadelöhr und die schmalen Treppen, die noch folgten mit Bravour.
Etappe: Nadelöhr – Opferkessel
Hat man den Aufstieg geschafft, gelangt man auf weitläufiges Gelände, auf dem locker auch eine Gaststätte samt Turm Platz hat. Der weitläufige Pfaffenstein, der aufgrund seiner vielgestaltigen Struktur auch als „Sächsische Schweiz im Kleinen“ bezeichnet wird, bietet an diversen Aussichtspunkten und Felskanten jede Menge wunderbare Ausblicke zu Königstein und Lilienstein, zu den Zschirnsteinen und zu Gorisch und Papststein. An einem dieser Felsplateaus habe ich mich erstmal sattgesehen und gerastet.
Was mir nicht klar war, ist, dass dieser weitläufige Gipfel früher besiedelt war.
Von den ersten Bewohnern des Berges zeugen zahlreiche Funde wie Feuerstellen, Steinbeile, Mahl- und Reibesteine bis hin zu bronzenen Armbändern. Auch ein Keramiksieb wurde gefunden, das wahrscheinlich dafür diente, Käse zuzubereiten. Wissenschaftler ordnen die Funde der Lausitzer Kultur zu. Die Fundorte lagen zumeist im Umkreis des heutigen Berggasthauses. Dessen Vorgänger waren zwei Rindenhütten, die man 1852 auf dem Berg errichtete. Das heutige Gasthaus entstand 1880. Wer den westlichen, ursprünglichen Zugang zum Auf- oder Abstieg wählt, der stößt auf einen bogenförmigen, etwa 200 m langen Wall, der einst zum Schutz der bronzezeitlichen Siedlung angelegt wurde.
Quelle: Stadt Königstein – Pfaffendorf
Zeugnisse früherer Besiedlung sah ich keine, entdeckte aber zu meiner Überraschung einen Vogelbeerbaum auf dem Gipfel des Pfaffensteins. Ich folgte den Wegweisern zum Opferkessel, wo der Fels nahe der Aussichtsplattform eine große Schale bildet, und jenem zur Barbarine, neben dem Bloßstock eine der berühmten Felsnadeln im Revier.
Etappe: Opferkessel – Aussichtsturm – Barbarine
Wie auf einigen anderen Bergen der Sächsischen Schweiz, können Hungrige sich auch in einer Gaststätte stärken. Der Pfaffenstein bietet zudem auch einen Aussichtsturm, den ich aber nicht erklommen habe. Der erste Aussichtsturm auf dem Pfaffenstein wurde 1894 eingeweiht und bestand aus Holz. Als dieser baufällig wurde, begann der damalige Gasthausbesitzer Hermann Keiler Steine brechen zu lassen und einen neuen Aussichtsturm zu errichten. Dieser ohne Gerüst erbaute Turm, für den sämtliches Zubehör, wie Fenster, Türen und Geländer aus dem Tal hinauf getragen werden musste, wurde 1904 fertiggestellt. Ausführlicher kann man die Geschichte des Gasthauses und des Aussichtsturms auf dem Pfaffenstein auf der Website Ein Turm für eine Ewigkeit nachlesen.
Ein absolutes Muss, wenn man es bis auf den Gipfel geschafft hat, ist ein Besuch bei der Barbarine, der berühmten Felsnadel.
Etappe: Barbarine – Malerweg – Jäckelfels – Klammweg
Um ihr nahezukommen, muss man durch einige abenteuerliche Steigungen, Biegungen und Engen. Und dann ragt sie plötzlich zum Greifen nah vor einem auf und bleibt doch unnahbar, wie eine Filmdiva auf dem roten Teppich. Zwischen Barbarine und dem Hauptgipfel liegen wenige, aber sehr tiefe, entscheidende Meter. Es bleibt einem der Trost, die 1905 erstmals bestiegene, fotogene 43 Meter hohe Barbarine bequem von einer Sitzbank aus bewundern zu können, ohne dass einem Hintern oder andere Körperteile ins Bild ragen. Wegen starker Erosionsschäden wurde die Barbarine nämlich 1975 für den Kletterbetrieb gesperrt. Trotzdem zählt das Massiv des Pfaffensteins mit 32 Kletterfelsen zu den bedeutendsten Teilgebieten des Klettergebiets Sächsische Schweiz.
Hinab folgte ich ein Stück dem Malerweg. Seinen Namen erhielt der Malerweg, weil er viele Maler der vergangenen Jahrhunderte zu romantischen Bildern der Felsformationen inspiriert hat. Inzwischen ist der Malerweg aus dem Dornröschenschlaf erwacht und erfreut sich bei Long-Distance-Wanderern aus aller Welt großer Beliebtheit.
Weit oben an der senkrecht aufragenden Felswand des Jäckelfels erinnert ein Mamormedaillon an den 1882 verstorbenen Fremdenführer Carl Gottlob Jäckel. Um Besucher auf den Berg führen zu können, legte der als „Berggeist vom Pfaffenstein“ und „Rübezahl vom Pfaffenstein“ Benannte, als Erster Wege auf den Gipfel an. Die Inschrift am Jäckelfels lautet „Dem Erschließer und Hüter des Pfaffenstein’s Herrn Karl Gottlob Jäckel gewidmet vom Vaterländ. Gebirgsv. Saxonia den 2. Oktober 1881“.
Auf Initiative Jäckels richtete Carl Gottlieb Kliemann, der Pfaffendorfer Erbgerichtspächter, 1852 eine erste kleine Bewirtungsmöglichkeit in einer Rindenhütte ein. Kliemann legte auch erste Wege zu verschiedenen Aussichtspunkten und merkwürdigen Felsbildungen an.
Etappe: Klammweg – Nasse Schlucht – Quirl – Königstein
Am Jäckelfels zweigt der Klammweg ab. Der sah abenteuerlich genug aus, um mich vom rechten Weg abzubringen. Ich folgte ihm durch enge Gänge und gelangte erneut auf das Gipfel-Plateau des Pfaffensteins.
Inzwischen hatte es auch die Sonne bis auf den Gipfel geschafft. Herrlich! Das eine oder andere Foto wiederholte ich nun mit günstigeren Lichtverhältnissen und suchte nach dem Einstieg zur Nassen Schlucht, die ich hinunter wollte.
Die Nasse Schlucht ist ein enges Tal und der Weg steil. An einer unüberwindlichen Felsstufe sind zwei unterstützende Eisenklammern angebracht. Dieser unmarkierte Abstieg ist nur mit Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und geeignetem Schuhwerk zu empfehlen.
Auf dem bequemen Rückweg nach Königstein überquerte ich den Quirl, statt außen herum zu laufen und verpasste dadurch einen Foto-Hotspot, wie ich im Nachhinein feststellte, bei dem Mädels in engen Leggings ihren Hintern in die Kamera halten, um dem eigentlichen Motiv – in diesem Fall der Königstein – einen geeigneten (?!) Rahmen zu verpassen. Ich genoss ein letztes Mal den freien Blick auf den Pfaffenstein (mit Foto, aber ohne Leggings), naschte Blaubeeren, zigzagte vom Quirl hinunter ins Bielatal und durch einen anderen Zipfel der Stadt Königstein zurück zur Elbe.
Ganz wunderbar.
Quellen:
Stadt Königstein – Pfaffendorf
Ein Turm für eine Ewigkeit
Wikipedia.de
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