Von Lychen zu Zenssee und Platkowsee

Tourdetails

gewandert am: 03.10.2020
Region: , ,
benötigt: gute Kondition, Wanderkarte

Startpunkt: Lychen
Ziel: Neu-Placht
Entfernung: 13 km
höchster Punkt: 82 m

Erreichbarkeit mit Öffis:

super
okay
dürftig
gar nicht

Ungeachtet des Schnees vor der Hütte erzähle ich heute von einer frühherbstlichen Tour in der Uckermark. Die Bäume fingen gerade erst an, sich in bunte Kleider zu hüllen und die Sonne hatte noch Kraft. Mein Herr Schatz und ich verbrachten einige Tage im beschaulichen Lychen, Stadt der 7 Seen. Lychen liegt in der Uckermark unweit des Örtchens Himmelpfort, was vor allem im Zusammenhang mit Weihnachten große Popularität genießt. Am Tag vor der Heimreise seilte ich mich für eine ausgedehntere Wanderung entlang zweier glasklarer Rinnenseen ab. Die Tour beginnt in Lychen am Zenssee, der Teil der Uckermärkischen Seenlandschaft ist und gemeinsam mit Wurlsee, Großer Lychensee, Platkowsee, Stadtsee und dem Nesselpfuhl das Lychener Seenkreuz bildet. Neben den glasklaren Rinnenseen Zenssee und Platkowsee, deren Ufer man jeweils folgt, ist ein weiteres Juwel das Kirchlein im Grünen in Alt-Placht.

Etappe: Lychen – Zenssee – Straße nach Wuppgarten

Will man von Lychen zum Zenssee braucht man nur an der Stadtkirche vorbei über den Markt schlendern und gelangt in wenigen Gehminuten an das Ufer dieses lang dahin gestreckten Sees, dessen Entstehung wir dem Abschmelzen von Toteisblöcken der letzten Eiszeit zu verdanken haben. Ganz unverfroren kann man sich auf einer der vielen Bänke dem Anblick der von Grün eingerahmten friedlich in der Sonne schimmernden Wasserfläche hingeben. Oder man macht sich auf die Socken und schaut, wie es denn hinter der nächsten Biegung weiter geht und der nächsten usw. Immerhin ist der Zenssee 3 km lang…

Anfangs ähnelt der Weg den typischen Brandenburger See-Wegen mit leicht modrigem Geruch und struppiger Flora.  Aber bald nach der ersten Badestelle klettert der Weg auf die Flanke des nun steilen Ufers und wird von wunderschönen schlanken Buchen flankiert. Die von vielen Wanderschuhen platt geschliffenen Wurzeln der Bäume liegen im Erdreich wie fremde Schriftzeichen auf Papyrus. Bis Sängerslust mit weitläufigem Steg, der Hausgästen vorbehalten ist, wenn denn welche zugegen sind, ist der Weg recht gut besucht. Dann fädelt man sich an einer geeigneten Stelle hoch über dem See vorsichtig aneinander vorbei.

Von Sängerslust aus steigt der Pfad erneut das Steilufer empor und bietet anfangs noch herrliche Blicke auf den in  der Sonne glitzernden See und sich einfärbenden Wald gegenüber. Zunehmend wird der Ausblick dann von den Bäumen am Hang blockiert und der Pfad berührt sich fast mit dem oben am Steilhang entlangführenden Radweg. Aber nur fast. Erst am Ende des Sees nähert man sich wieder dem Ufer und muss sich das kurze Stück über die Brücke zwischen Zenssee und Platkowsee mit den Radfahrern teilen.

Etappe: Straße nach Wuppgarten – Platkowsee – Kirchlein im Grünen

Auf der anderen Seeseite folgte ich in der ursprünglichen Richtung nun einem weiteren Rinnensee, dem Platkowsee. Allerdings nicht weit, denn gleich zu Beginn lud eine Bank zur Pause und ich geriet in Verzückung, wie sich der sandige Boden im Uferbereich klar abzeichnete, ein Indiz für die exzellente Wassergüte dieses unter Naturschutz stehenden Sees. Auf einer Infotafel war später zu lesen, dass der 15 m tiefe Platkowsee bis zu 7 m Sichttiefe bietet. Aber vorerst stoppte ich paar Meter weiter erneut, denn hier räkelte sich eine ausgediente Buche lasziv ins Wasser. Der perfekte Platz um auf dem Stamm lümmelnd Siesta zu halten und sich etwas Urlaubsbräune zuzulegen.

Als braver Bürger folgte ich anschließend dem blau markierten Wanderweg, der schon bald das Ufer hinauf kletterte und oben breit, öde und ohne Seeblick an der Uferkante verläuft. Erst als unterhalb von mir eine Gruppe Wanderer vorbei schnürte, entdeckte ich den schmalen Uferpfad und tigerte die paar Meter den Hang hinunter. Um Welten  schöner mit tollen Ausblicken über den Platkowsee. Hier und da kann man an heißen Tagen auch baden  oder – wie ich – die Füße ins glasklare kalte Nass tauchen. Ein paar Hundert Meter weiter muss man dann aber doch zum Hauptweg aufsteigen, denn das Ufer wird hier sehr steil. Aber auch obenrum ist Schluss mit Tristesse. Der nun abwechslungsreiche Wanderweg führt stetig an- und absteigend durch das schattige Naturschutzgebiet Platkowsee mit grüner Schutzhütte, bevor sich die dichte Vegetation am Seeende lichtet und der Parcour in brave Wander- und Forstwege mündet.

Hier entdecke ich im Grün am Wegesrand blaue Tupfen, die sich als Kriechender Günsel herausstellten, ein altbekanntes Heilkraut. Ebenfalls leuchtend blau strahlt es einen Kilometer weiter in Alt-Placht vom goldigen Kirchlein im Grünen her. Das schmucke Kirchlein war in der DDR-Ära der Vernachlässigung und dem Untergang geweiht. Nur fehlende Mittel bewahrten es in den 70ern vor dem Abriss. Alles, was nicht geklaut oder verkauft war, – wie die bronzene Glocke von 1721 an das Elisabeth-Krankenhaus in Berlin – rottete unansehnlich vor sich hin. Nach dem Fall der Mauer fanden sich Menschen aus Ost und West, die das architektonische Kleinod inmitten Märkischer Natur wiederbeleben wollten. Heute ist das Kirchlein im Grünen wunderschön anzusehen und dient auch wieder seinem ursprünglichen Zweck. Die Kirche ist ganzjährig täglich geöffnet und Ort stiller Einkehr. Auch Gottesdienste, Taufen und Trauungen finden statt. Und Samstags ist Landfrauen-Cafè auf der Wiese nebenan.

 

Etappe: Kirchlein im Grünen – Neu-Placht

Dieser letzte Wegabschnitt war eine Notwendigkeit, aber kein Genuss. Ein schnurgerader Waldweg, den ich im wörtlichen Sinne links liegen ließ. Ich streifte durch das angrenzende Grün und sammelte Pilze fürs Abendbrot. Insofern doch ein Genuss. 🙂

veröffentlicht am: 18.02.2021

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