Etappe: Gutenpaaren – Saaringen
In Gutenpaaren, wo die lange, aber auch gemütliche Busstrecke ab Potsdam endet, warf ich einen Blick auf die verlassen wirkende Dorfkirche, bevor ich auf der anderen Straßenseite den Weg hinunter zur Havel einschlug. Schon auf den ersten Metern dieser Havelwanderung gab es Wegelagerer in Form saftiger Brombeeren und eines darauf hockenden schimmernden Käfers, der sich später beim Nachschlagen als Moschusbock entpuppte. Nachdem Beerenappetit und fotografische Ambitionen gestillt waren, lief ich weiter gen Havelufer. Wie schon bei der Tour von Gutenpaaren nach Ketzin, als ich den Haveldeich mit der Sonne im Rücken in der entgegen gesetzten Richtung bewanderte, bog ich vom Plattenweg in den beschaulicheren Feldweg, der in weitem Bogen durch blühende Wiesen und ein Maisfeld zur Havel führt.
Am Havelufer angekommen, wandte ich mich diesmal westwärts. Die Wanderstrecke verläuft auf dem weich mit Gras ausgelegten Haveldeich, von dem sich gute Blicke über die gemächlich dahin fließende Havel und die vielen Havelinseln bieten. Das ungewohnte Laufen auf Gras machte sich abends in der Hüfte bemerkbar, lohnte aber sehr. Gelegentlich ergaben sich komplett freie Blicke aufs Wasser und Gelegenheit, direkt am Ufer zu verweilen. Schön war, dass sich die Radfahrer (bis auf wenige Ausnahmen) am anderen Havelufer austobten und man am Deich höchstens mal einen pausierenden Paddler am Ufer und leider auch wilde Camper nahe der Zufahrtsstraßen – wenn sie nicht abgeriegelt sind und nur schlanken Wanderern Durchschlupf gewähren – traf. Das anfangs sonnige Wetter legte diverse Wolkenpausen ein, blieb aber trocken und freundlich.
Vllt. kommt mir das nur so vor, aber je weniger Menschen man an einem Fleck begegnet, um so mehr anderweitiges Leben regt sich. An der Havel überraschte mich die abwechslungsreiche Fauna. So zogen mich die herrlichen Blüten der Schwanenblume in ihren Bann, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Aber auch Kohldistel, zottiges Weidenröschen, Große Klette und Sumpfziest schmückten das Ufer bzw. Land hinterm Deich. Herrlich! An einigen in die Havel mündenden Seitenarmen bog der Weg jeweils landeinwärts ab und umspannte die üppige Ufervegetation in angemessenem Bogen. Kähne dümpelten im seichten Wasser und am Scheitelpunkt bestaunte ich die antiquiert aussehende Technik zur Wasserstandregulierung.
Kurz vor Erreichen von Saaringen verebbte der Deich und ich lief die letzten paar hundert Meter bis zum Ortseingang auf dem idyllischen Rad- und Fußweg, auf dem sich auch wieder menschliches Leben regte. Wie ein gutmütiger dicker Käfer knatterte ein Moped durch die jetzt wieder sonnige Landschaft und Radfahrer schienen auf ihrem Ausflug mindestens ebenso viel Freude zu haben wie ich bei meiner Wanderung.
Im Dorf gibt es einen gepflegten Rastplatz mit Bänken und Spielplatz direkt an der Havel, der vor allem von Radtourenfahrern frequentiert wird. Dort machte ich ebenfalls Pause
In Saaringen warf ich einen Blick auf die Uhr. Ist man zeitlich knapp, kann man in Saaringen den nur alle 2 Stunden nach Brandenburg fahrenden Bus besteigen. Trotz massig Fotostops blieb mir genügend Zeit die ebenfalls lohnenden restlichen 3,3 km nach Klein Kreutz weiter zu laufen
Etappe: Saaringen – Klein Kreutz
Nun hat man statt Flussauen, Getreidefelder zur Rechten und den dichten Ufer-Schilfgürtel, mit gelegentlichen Pausenplätzen durchsetzt, zur Linken. Nach einem letzten weiten Blick über die Havel führt der Weg weg vom Ufer, vorbei an einem Geflügel-Knast und taucht anschließend in einen schönen dichten grünen Tunnel ein. Der Pfad führt parallel zu einem ebenso grünen Fließ direkt nach Klein Kreutz mit seiner eindrucksvollen großen Backsteinkirche. Und zur Haltestelle. Der Überland-Bus kommt von Päwesin und ist in 13 Minuten in Brandenburg am Hauptbahnhof.
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