Wandern in Brandenburg: Schlaubetal

Tourdetails

gewandert am: 24.10.2022
Region: , ,
benötigt: gute Kondition, Wanderkarte

Startpunkt: Bremsdorfer Mühle
Ziel: Bremsdorfer Mühle
Entfernung: 15,6 km
höchster Punkt: 93 m

Erreichbarkeit mit Öffis:

super
okay
dürftig
gar nicht

Zum Geburtstag 🎁 hatte ich mir eine Wanderung durch das herbstliche Schlaubetal gewünscht und bekommen. Eine liebe Bekannte und ich starteten bei der Bremsdorfer Mühle und schlängelten uns parallel zur Schlaube durch deren pittoreskes vom Regen der letzten Nacht dampfendes Tal.

Etappe: Bremsdorfer Mühle – Ziskensee – Kieselwitzer Mühle

Die Bremsdorfer Mühle liegt, wie es sich für eine Wassermühle gehört, direkt am Bach, in diesem Fall der Schlaube. Die Fachwerk-Fassade der attraktiven, weiß getünchten Mühle wird momentan saniert. Das riesige bemooste Mühlrad kann man von der kleinen Brücke bestaunen, die über die Schlaube hinüber zum Schlaubetalwanderweg führt. Tatsächlich kann man im Zusammenhang mit dem Schlaubetal den Begriff Tal benutzen, der einen Einschnitt im Gelände beschreibt, etwas, das für Brandenburg eher Seltenheitswert hat. Die meisten Bäche mäandern hier durch plattes Land.

Im Naturpark Schlaubetal scheint die Welt noch in Ordnung. Hier leben über 140 seltene Vogelarten, die Seen, die früher zur Fischzucht genutzt wurden, sind Heimat vieler Fisch- und Amphibienarten. Uns hopste auch gleich ein graugrüner Frosch über den Weg. Außerdem bevölkert Wild in großer Zahl das Tal, zudem Fischotter und mehrere Fledermausarten. Wo Fauna floriert, geht es Flora ebenfalls gut. Im Naturpark Schlaubetal wurden 1.000 Pflanzenarten nachgewiesen, unter anderem Orchideen wie Frauenschuh und Korallenwurz. 13 Tier- und Pflanzenarten kommen brandenburgweit nur noch im Naturpark Schlaubetal vor. Der zentrale Teil des Naturparks, das eigentliche Schlaubetal, wurde schon 1961 unter Schutz gestellt, der Naturpark 1995 gegründet und immer wieder um erhaltenswerte Gewässer, Moore und Waldbestände erweitert.

Die 1520 gegründete Bremsdorfer Mühle liegt mitten drin. Als Wanderer hat man deshalb die Qual der Wahl, in welche Richtung man sich wenden will – nach Norden um den Großen Treppelsee, oder nach Süden in Richtung Kieselwitzer Mühle. Das Schlaubetal lädt sogar zu mehrtägigen Wanderungen ein. Aus diesem Grund fungiert die Bremsdorfer Mühle auch als Jugendherberge.

Zu Beginn der Wanderung führt der Schlaubetalwanderweg unmittelbar am Wasser entlang. Kleine Bauminseln, die den Gänsen des Hauses als Ausflugsziel dienen, natürliche Brücken aus bemoosten über der Schlaube liegenden Baumstämmen, die spiegelglatte Wasseroberfläche und ein seidig raschelnder Laubteppich machen dieses Stück zu einem der spektakulärsten Wegabschnitte der Wandertour.

Nach etwa 2 Kilometern verkrümelt sich die Schlaube in grünem sumpfigen Gebiet, das einen spannenden Kontrast zum rot-gelb-braun gesprenkelten Rest der Landschaft bildet. Der Wanderweg verläuft parallel zur nun versteckten Schlaube durch hügeliges Gelände. Einladend und nicht zu verfehlen, liegt eine hölzerne Rasthütte am Weg. Hier packten wir unseren Proviant und –  als Geburtstagsschmankerl – türkische Quittenhörnchen aus.

Weiter schlängelt sich der Schlaubetalwanderweg Bach-nah durch das Tal, auf dessen rechter Seite die Jakobberge und links die Nitzanberge liegen, beide ‚Höhenzüge‘ immerhin über 100 m hoch. 🙂

Um dem Ziskensee einen Besuch abzustatten, zweigten wir unweit der Kieselwitzer Mühle rechts ab – ein lohnender Abstecher. Der Ziskensee – früher (1665) Zisten See – liegt idyllisch in Laubwald eingebettet. Die prachtvoll gefärbten Laubbäume stehen in westlicher Richtung am Hang und bilden ein grandioses Amphiteater, dessen Bühne der stille Ziskensee bildet, in dem sich die ganze Pracht spiegelt. Südlich des Sees in den Kesselwiesen befinden sich zahlreiche Gräben und Fließe, welche in Verbindung zur Schlaube stehen. Hier blühen Fieberklee, Sumpfblutauge, Sumpf-Calla, Sumpfporst und Moosbeere. Wir saßen ein Weilchen auf dem gepflegten Holzsteg und inhalierten Ruhe und Farben dieses schönen Fleckchens Erde.

Am Ostufer des Ziskensee befindet sich eine ausgewiesene Stelle, an der Baden erlaubt ist. Angeln ist ausschließlich am Ost- und am Nordwestufer an den gekennzeichneten Angelstellen erlaubt. Nach der Seeumrundung gelangten wir kurz darauf zur Kieselwitzer Mühle.

 

Etappe: Kieselwitzer Mühle – Jakobberge

Die Kieselwitzer Mühle, der man nicht ansieht, dass es sich um eine Mühle handelt, wurde bereits 1420 als mole zu Kyslowicz urkundlich erwähnt und diente nach dem 30-jährigen Krieg als Schneidemühle. Umgeben ist die Mühle von einer Reihe, teils durch hohes Gras versteckte, Teiche. Hier wird und wurde seit Beginn des letzten Jahrhunderts Erwerbsfischerei betrieben.  Der mutmaßlichen Millionär Oswald, der die Mühle damals erworben hatte, ließ Arbeiter aus Italien kommen, welche die Teichanlage umbauten und einzelne Fischteiche samt Bewässerungssystem anlegten.

Bei der Kieselwitzer Mühle wechselt der Schlaubetalwanderweg ans andere Schlaubeufer und führt an den diversen nur zu erahnenden Teichen entlang. Überraschung und Gaumenschmaus bot ein Apfelbaum mit samtig blau-rot leuchtenden Früchte, die uns regelrecht foppten und glauben ließen, es mit Pflaumen zu tun zu haben. Wunderschön, saftig und köstlich! Menschen sind uns an diesem Geburtstag der besonderen Art nur wenige begegnet, dafür allerhand Pilze. Leider kannte ich keinen davon, arbeite aber daran.

Auch wenn wir gern noch weiter der Schlaube und ihrem Bachtal gefolgt wären, mussten wir irgendwann an Rückkehr denken. Nach knapp 8 km überquerten wir den Bach und schlugen am anderen Ufer die Gegenrichtung ein. Wegweiser gab es hier keine und der Weg war unter dichtem Laub verborgen, das wir laut raschelnd durchpflügten. Ab und an mussten wir über quer liegende Bäume klettern, aber die komoot-Navigation führte uns sicher, trotz Blindflug. Der Weg führt ansteigend in weitem Bogen um den Ziskensee herum und dann durch die Jakobberge. Statt auf die mit Kopfstein gepflasterte Alte Poststraße überzuwechseln, schlängelten wir uns durch die hübschen Jakobberge mit eingestreuten Nadelbäumen zurück hinunter zur Schlaube.

Jakobberge – Kleiner Treppelsee– Bremsdorfer Mühle

Der Rückweg war nun mehrere Kilometer deckungsgleich mit dem Hinweg. Dann zweigten wir schräg links ab, um auch noch den Kleinen Treppelsee zu besuchen. Der Kleine Treppelsee liegt etwas oberhalb des Schlaubetalwanderwegs unweit der Bremsdorfer Mühle. Während wir uns den Pfad dorthin suchten (aus dieser Richtung wenig begangen) dämmerte es. Der See lag friedlich vor uns und wurde wie ein Edelstein von rot leuchtendem Laub eingefasst. Wunderschön und ein würdiger Abschluss unserer Schlaubetal-Wanderung. Und wer sich nach der Wanderung nicht ins Auto, sondern in den Bus setzen kann, genehmigt sich zum Abschied noch ein Schlaubetaler Landbier (siehe Werbeblock)… 🙂

veröffentlicht am: 08.12.2022

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