Etappe: Bernau-Friedenstal – Schönower Heide Ost
Bei der Planung der Wanderung zur Heideblüte in der Schönower Heide hatte ich nicht auf dem Schirm, dass Bernau-Friedenstal nicht identisch ist mit Bernau (Stadt). Ich hatte mich vor meinem geistigen Auge auf dem Rückweg durch das hübsche Städtchen flanieren und irgendwo nett einkehren sehen. Meinen Irrtum bemerkte ich erst, als ich aus dem Regio stieg und komoot anzeigte, dass ich viele Kilometer vom Startpunkt der Wanderung entfernt war. Zum Glück fuhr die an sich unterbrochene S-Bahn auf dem Teilstück Karow-Bernau und ich konnte alsbald meine Tour wie geplant beginnen.
Bernau-Friedenstal ist ein ruhiger Vorort und schnell durchquert. Durch eine Gartenkolonie und später am Feldrain entlang gelangt man … mitten auf einen Acker. Komoot und der sichtbare Trampelpfad sagten, das muss so. Also folgte ich den Fußspuren über den staubigen Acker und war froh, meinen Sonnenhut dabei zu haben. Trotz der Hitze, die der braune Boden reflektierte, hielt ich für Aus-und Rückblicke an und machte die ersten Fotos des Tages.
Bald darauf tauchte ich dankbar in schattiges Grün ein. Wieder auf Normaltemperatur war ich nun bereit für sandige offene Flächen über und über mit purpurfarbener Heide besetzt. So die Wunschvorstellung. Als ich aus dem schmalen Waldstreifen heraus kam, gab es offene sandige Flächen aber nirgends schimmerte es auch nur annähernd rosa. Sollte ich den weiten Weg ganz umsonst gemacht haben? Hoffnungsvoll bog ich in der Ost-Heide in einen Nebenweg ab und musste nicht lange laufen, bis die ersten rosa Tupfen sichtbar wurden. In der Ostheide sollte ich später am Tag auch noch einige der wenigen Überreste der ehemaligen Nutzung finden.
Mit Eifer und Dankbarkeit stürzte ich mich auf die ersten Heidepflanzen, denen ich gewahr wurde und fotografierte sie aus allen Blickwinkeln. Ein Paar, das mit Fahrrädern ebenfalls an der Heideblüte und anderen Pflanzen interessiert schien, erwies sich als einer der dortigen Mitarbeiter und seine Frau. Sie konnten mir allerlei Fragen zur Schönower Heide und der Heideblüte im Besonderen beantworten. Vor allem jene, ob man sich ohne Lebensgefahr ins Gelände begeben kann. Kann man. Das gesamte Gebiet wurde gründlich von Munition beräumt.
Bemerkenswert ist, dass das Naturschutzgebiet Schönower Heide, die wie so viele Heiden in Ostdeutschland Nachfolgelandschaft eines ehemaligen Truppenübungsplatzes ist, zwar in Brandenbug liegt, aber im Besitz der Stadt Berlin ist. Den Schutzstatus erhielt das Areal im Jahr 2000. Seither ist die Schönower Heide zudem als europäisches Fauna-Flora-Habitat ausgewiesen. Neben einer offenen Heidelandschaft mit ausgedehnten Besenheideflächen finden sich im Naturschutzgebiet weitere schützenswerte Biotope, darunter Sandmagerrasen- und Binnendünenflächen sowie die Feuchtwiesen eines Rohrpfuhls. 2009 wurde in einem ca. 140 ha großen, eingezäunten Areal Dam-, Muffel- und Rotwild ausgesetzt, das die Bäume und Büsche stutzen soll. Somit dient das Beweidungsprojekt dem Erhalt der offenen Heidefläche.
Etappe: Schönower Heide rund um die Kernzone
Die Heidelandschaft, und mit etwas Glück deren Bewohner, sollte man auf einem der beiden Rundwanderwege (1,5 km und 5 km) beobachten können. Gute Chancen hat man sicherlich, wenn man den als Tränke angelegten Teich im Auge behält. Zu den Heidebewohnern gehört nicht nur das angesiedelte Wild, sondern auch Trockenheit liebende Schlangen und Spinnen sowie allerhand geflügelte Wesen, von Schmetterlingen über Libellen und Wildbienen bis hin zu einer bunten Vogelschar. Berühmtester Vertreter ist der Wiedhopf. Bei einer Bestandsaufnahme wurden 2002 61 Brutvogelarten festgestellt. Darunter befanden sich dem Wiedehopf zahlreiche gefährdete Arten wie Braunkehlchen und Heidelerche, Schwarzkehlchen, Waldschnepfe, Ziegenmelker, Raubwürger und Brachpieper. Die Zahl der brütenden Steinschmätzer ist zurück gegangen. Die Beseitigung der anfänglich im NSG noch vorhandenen Gebäudereste und Schuttablagerungen haben sich negativ auf den Bestand ausgewirkt. Regelmäßig zu beobachten sind Fitis, Baumpieper, Goldammer, Feldlerche, Buchfink und Amsel. Ich bilde mir ein, eine Goldammer gesehen zu haben. Zumindest war es ein Vogel mit leuchtendem Gelb im Gefieder. Und eine Blecheule, die wohl sowas wie das Heidemaskottchen darstellt. Man begegnet der Eule in der Schönower Heide gleich mehrmals.
War ich zu Beginn meiner Heidewanderung noch fast alleine auf weiter Flur, traf ich mit fortschreitender Uhrzeit auf immer mehr Menschen, die ebenfalls die Heideblüte in Augenschein nehmen wollten. In dem großen Areal der Schönower Heide verlaufen sich die Massen und man kann weitestgehend ungestört die Landschaft genießen. Der hohe Zaun – er muss wegen Wölfen mindestens 2 m hoch sein – störte etwas. Ich kam mir vor wie im Jurassic Park. Nur dass ich weder Saurier noch Vierbeiner zu Gesicht bekam. Nur solche, die an der Leine zu führen waren. Dann entdeckte ich doch noch 2 friedlich im Schatten liegende Hirsche in der Nähe. 🙂 Ach und dann waren da noch die hübschen Konikpferde neben den Weg drapiert.
Von Konik-Pferden hatte ich noch nie gehört. Ähnlich wie bei den bekannten Przewalski-Pferden handelt es sich um eine alte Rasse, quasi eine Art Urpferd. Während Przewalski-Pferde aus Asien stammen, sind Koniks eingheimisch, also alte Europäer.
Zum Verweilen und Schauen gibt es am Weg mehrere Aussichtshügel mit Pausenhütte sowie diverse überdachte Rastbänke. Der Schatten tat gut. Außerdem erklärten schön aufbereitete Infotafeln die Flora und Fauna der Schönower Heide und was zu deren Erhalt beiträgt.
Wann immer ich außerhalb des Zauns Polster von Heideblüten entdeckte, stürzte ich mich mit fotografischen Eifer darauf. Ich wollte gern die Zartheit der Blüten und deren pralle Farbe einfangen, die in der Masse etwas untergeht. Wie im echten Leben. Man muss genauer hinschauen, um im Einzelnen das ihm eigene Leuchten wahrnehmen zu können.
Etappe: Schönower Heide – Rieselfelder – Röntgental
Ich hatte vorgehabt, einmal die Heide zu durchqueren und dann für einen Badestopp zum Gurinsee weiter zu laufen, entschied mich dann aber dagegen. Seen kann ich öfter anlaufen als Heideblüten. Stattdessen umrundete ich die gesamte Kernzone, besuchte nochmals die Ostheide, bevor es am Haupteingang zurück in die Zivilisation ging. Hinter Parkplatz und Hauptstraße tauchte ich jedoch gleich wieder in satte Natur ein. Grundfarbe war jetzt grün statt pink.
Auf breiten Wegen und schmalen Pfaden ging es zickzack durch die Rieselfelder. Zum Schluss verführte mich ein Wegweiser zum Abbiegen in den Hobrechtsweg. Den hätte ich mir sparen und geradewegs zum S-Bahnhof Röntgental laufen wollen. So machte ich unfreiwillig noch einen Umweg durch Röntgental.
Dass die S-Bahn Richtung Berlin nicht fuhr, wie sie sollte, ist eh klar, oder? Deshalb Heimfahrt mit dem Zug ab Bernau…
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