Letzten Samstag lockte herrlicher Sonnenschein nach draußen. Bevor ich einen Schritt vor die Tür setzte, warf ich jedoch den Computer an um nach Tourenvorschlägen an der Havel zu suchen. Vergangenes Frühjahr war mir die Gegend bei Ketzin mit ihren Beinwell-bestandenen Wiesen und den vielen Havelseen beim Wochenende der Offenen Galerien Brandenburgs bereits angenehmst aufgefallen.
Ich nahm mir vor, mit Bahn und Bus nach Weseram zu fahren und von dort die 14 km nach Zachow am Havelufer entlang zu mäandern. Da es jedoch mit dem Zug knapp wurde, disponierte ich um und nahm eine andere Bahn-Bus-Verbindung nach Ketzin.
Dort ist es hübsch, aber man steckt gewissermaßen fest. Man hat die Wahl, zur Fähre zu marschieren und dem anderen Havelufer zu folgen – auf dem Havelradweg wollte ich aber nicht laufen – oder den recht augedehnten Ort zu durchqueren, um auf den begehbaren Haveldeich zu gelangen.
Ich hatte Glück! Der Bus aus Potsdam ersparte mir Kilometerweites Pflaster-latschen und brachte mich nach Gutenpaaren (Endstation). Für die Strecke nach Weseram waren knapp 4h veranschlagt, aber ich wollte kein Risiko eingehen, denn in der Gegend fahren höchstens 3 Busse am Tag. Deshalb beschloss ich, stattdessen einen Bogen ans Havelufer zu schlagen und dann diesem Richtung Ketzin zu folgen. Den Bus 17.48 Uhr zu erreichen, sollte auf diese Weise kein Problem sein.
Auf dem Weg durchs Hinterland scheuchte ich ein Fasanenpaar auf. Sie flatterte Kopf-los davon und er trippelte hocherhobenen Hauptes schnell hinterher. Schnell waren beide im dichten Grün untergetaucht.
Ich zückte mein Fernglas und suchte den Bereich hinter der Pferdekoppel ab. Etwas kupferbraunes kam auch vors Okular, aber bei näherer Betrachtung erwies sich der Fleck mit der richtigen Farbe als das falsche Tier. Es war ein Fuchs, der entspannt im Gras lümmelte und gelegentlich nach rechts oder links schaute. Das wars. Siesta auf füchsisch.
Das Fernglas kam, als ich mich dem Havelufer näherte geleich noch einmal zum Einsatz. Mir fiel ein sehr großer dunkelbrauner Vogel auf, der seine Kreise zog … und im Baum verschwand, bevor ich ihn scharf gestellt hatte. Sollte dies etwa ein Fischadler sein, von denen man munkelt, sie seine hier und da wieder angesiedelt?
Diese Frage bleibt offen. Deutlich erkennbar waren jedoch die ca. 10 Reiher, die wie an einer Perlenschnur aufgefädelt, auf dem Deich herum standen. Ein schöner Anblick, der sich beim Näher kommen verflüchtigte.
Bisher hatte ich außer gelegentlichen Wassergräben noch kein Fitzelchen Fluss gesehen. Erst vom Deich zeigte er sich in seiner ganzen Breite. Ich gönnte mir an der kleinen Ufernase ein Päuchen, testete mit hochgekrempelter Hose die Wassertemperatur und genoss die herrliche Stille.
Dann folgte ich meinem Plan und dem Deich, der gut begehbar ist, aber keinen ausgetretenen Weg bietet.
Leider hat man über eine längere Strecke die Deponie von gegenüber vor Augen. Dennoch gibt es genug, woran sich das Auge erfreuen kann: Leuchtendes Grün diesseits des Deiches – vor allem, wenn man sich umdreht und der Sonne zuwendet leuchtet es geradezu magisch; vllt. lohnt es, die Tour aus diesem Grund andersherum zu laufen –, Wasserkanäle, das Glitzern der Sonne auf der Havel und die Anglerkähne, in denen die Leute seltsamerweise standen statt saßen. Keine Ahnung, wozu das gut sein soll!
Auf dem Deich begegneten mir nur zwei Spaziergänger mit Hunden, sowie drei Radfahrer. Leider trafen diese fast zeitgleich mit mir an der einzigen bewuchs- und steinfreien Uferstelle auf, die einen kleinen Sandstrand, Paletten zum Rasten und einen Grillplatz aufweist. Ich überließ den Herren den Piknickplatz und rastete ein letztes Mal gegenüber einer der unter Naturschutz stehenden Havelinseln. Von dort zwitscherte es munter herüber, während ich mein Brötchen aß.
Dann lief ich, dem einzig möglichen Weg folgend, an einem Seitenarm der Havel Richtung Straße. Auch dieser letzte Wegabschnitt war schön. Ich bewunderte die kleinen bunten Häuschen, die das Ufer säumten und erkundete die vor der Straße liegenden kleinen wilden Havelseen mit ihren Gras-Inselchen und urigem Charm.
Jenseits der Straße bis Ketzin gibt es noch jede Menge dieser magischen Seen. Ein Grund, bald wieder zu kommen …
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