Etappe: Dahme (Mark) – Wildau-Wentdorf
Die ersten Schritte führen durch die alte Stadt Dahme, nach dem Brandenburger Fluss Dahme benannt, dessen Quelle ganz in der Nähe liegt und der in der Hauptstadt mit der Spree zusammen fließt. Dahme wurde erstmals 1186 als Mittelpunkt eines erstmals erwähnten Burgbezirkes genannt. Die günstige Lage an der Salzstraße nach Schlesien sowie an einer Furt der Dahme sprachen für diesen Standort. Etwa zwischen 1150 und 1300 wanderten in die später Fläming genannte Region südlich von Berlin Flamen ein und gründeten dort Dörfer und Städte. Die Altstadt und die gut erhaltene Stadtmauer Dahmes sind sehenswert. Ich jedoch habe auf Sightseeing verzichtet und nur den nahe der Bushaltestelle gelegenen Vogelturm beäugt und das Stück Stadtmauer bewundert, an dem die Route entlang führte. Der Vogelturm ist das einzig erhaltene Bauwerk der beiden ehemaligen Stadttore – des Jüterboger Tores. Der Legende nach sollen Vögel die Steine für den Bau der Stadtmauer heranbefördert haben. Seinen Namen verdankt er aber wohl eher der Tatsache, dass er beim großen Stadtbrand von 1563 mit abbrannte und seine Ruine 330 Jahre hinweg ein ungestörter Brutplatz für unterschiedlichste Vögel war. Erst im Zuge des Rathausneubaus 1893 wurde der Vogelturm im Stil des 19. Jd. mit aufgebaut.
An Schlossruine und -park vorbei geht es in die Felder. Leider auf Asphalt. Für Radfahrer ist die Gegend ein Paradies. Meine Befürchtung, den ganzen Weg ins Nachbarörtchen Rosenthal unter glühender Sonne auf Asphalt und ohne Schatten laufen zu müssen, war unbegründet, denn bald bog ich auf einen schmalen Pfad ein, der Schatten, allerlei Wildpflanzen und den Blick auf ein wogendes Leinfeld (leider nur noch mit vereinzelten Restblüten) bereit hielt. Auf dem frisch abgeernteten Feld auf der anderen Seite konnte ich Störche bei der Nachlese beobachten.
Der Weg berührt Rosenthal am äußersten Zipfel und geht als Feld- und Wiesenweg weiter durch Ackerlandschaft mit wechselnden Feldkulturen. Hier kann der Städter seine Kenntnis der heimischen Ackerpflanzen testen. In der Ferne verspricht ein grüner Streifen Wald Schatten. Die einzige Luftbewegung und nahezu auch das einzige Geräusch an diesem sehr heißen Tag wurde von mannigfaltigen Windrädern verursacht. Schon ein komisches Gefühl, direkt unter einem dieser drönenden, den Himmel verquirlenden riesigen Räder zu stehen. Im ersten Waldstück muss man auf ie Karte achten, denn folgt man dem breiten Weg zu weit, gerät man unweigerlich aus dem Kurs und muss einen weiten Haken schlagen, will man zum Zielbahnhof gelangen. Apropos Ziel. Ich htte 2 Tourvarianten gespeichert. Eine mit dem Ziel Uckro, also einmal querfeldein und ein mit mehr Waldstücken mit Ziel Bhf. Drahnsdorf. Wegen der doch recht an die Substanz gehenden Hitze und mangelnden Wasserstellen zum Abkühlen, wählte ich Variante 2.
Die Etappe bis Wildau-Wentdorf war recht lang und absolut menschenleer. Dafür habe ich noch nie zuvor gesehene Falter mit weißen Flecken (Veränderliches Weißwidderchen) beobachten können. Die hübschen schwarz-weißen Falter mit goldener Schärpe am Hinterteil ließen sich bevorzugt auf den ebenso knallgelben Blüten des Johanniskrauts nieder. Leider nie lange genug, um ein geniales Foto schießen zu können. Ein ebenso seltener Anblick war der üppig blühende Fingerhut am Rand des Waldweges.
Und endlich erhascht das schweifende Auge nicht mehr nur Felder, Wiesen, Wälder und Windräder, sondern Gebäude. Nach der langen einsamen Strecke ein willkommener Anblick. Noch erfreulicher als die Nähe von Zivilisation ist die Reihe Kirschbäume voller praller goldgelber Knubbelkirschen mit geröteten Wangen. Ich habe mir eine Hand voll gepflückt um Appetit und Durst zu stillen. Wunderbar!
Das Gebiet um Wildau-Wentdorf war bereits vor etwa 3000 Jahren besiedelt, was archäologische Funde sowie ein Urnenfeldergrab in der Nähe des Ortsteils Wentdorf beweisen. Bis um das Jahr 500 nach Christus war das Gebiet von Germanen besiedelt, bis sich ab dem 6. Jahrhundert Slawen in Wildau-Wentdorf niederließen. Als ich durch das Dorf zuckelte, sah ich weder Germanen noch Slawen, noch nicht einmal eine Katze. Als der Alte Fritz 1760 einige Wochen nach dem Zweiten Schlesischen Feldzug und kurz vor der großen Schlacht zu Torgau beim damaligen Pastor Karl Herrmann Falke im Wildauer Pfarrhaus übernachtete, war sicherlich mehr los. Eine Gedenktafel aus Bronze erinnert an den königlichen Besuch.
Im winzigen Ort unübersehbar ist die verhältnismäßig riesige Kirche. Sie wurde Anfang des 13. Jh. als trutzige Wehrkirche erbaut und wurde nach Sanierung zum Schmuckstück des Dorfes Wildau-Wentdorf.
Etappe: Wildau-Wentdorf – Drahnsdorf
Direkt neben der Straße liegt hinter dem Ortsausgang von ildau-Wentdorf die einzige Wasserstelle des Tages. Am Teich gibt es einen kleinen Rastplatz und Frösche. An Pferden vorbei führt der Weg nach Drahnsdorf durch ein letztes Wäldchen mit bunten Gräsern. Anschließend gelangt man auf die Dorfstraße nach Drahnsdorf, die eigentlich ein Feldweg ist. Dieser verläuft parallel zur Bahn, wo man sich schon mal auf den Zug nach Hause freuen kann. Aber Achtung! In Drahnsdorf hält der RE5 nur alle zwei Stunden, wie ich leidvoll feststellen musste. Überbrücken lässt sich die Wartezeit hervorragend im nahe gelegenen Landgasthaus Auszeit (direkt am Ortsausgang) mit seiner schönen verschachtelten Holzterrasse und gutem Essen.
Quellen: Wikipedia, dahme.de
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