Etappe: Ludwigsfelde Struveshof – Straße von Schenkenhost nach Nudow
Der Weg führt durch Wiesen und Felder parallel zur Bahn in westlicher Richtung. Am Wegrand stehen vereinzelte betagte Holunderbüschen, deren Geäst in Signalfarben leuchtet. Je oller, desto doller – wie im echten Leben. Auch die metallenen Strommasten machen vor blauem Himmel eine gute Figur.
Am wolkenlosen Himmel ziehen Kraniche und ent-ziehen sich zugleich dem Sucher meiner Kamera. Die offene, für die Jahreszeit schon recht grüne Landschaft und Sonne satt tun der Seele gut. Dennoch sind kaum Menschen per pedes unterwegs. Dafür unzählige hoch zu Ross. Aus allen Winkeln trabt und galoppiert es. Trotz der vielen Hufe sind die Wege erstaunlich gut begehbar.
Ab und an führ die Strecke durch winzige Wäldchen oder wird an anderer Stelle von Robinien gesäumt, die es auch im Winter verstehen, adrett auszusehen.
Rechterhand kommt Schenkenhorst in den Blick. Man sieht eigentlich nur den weiß leuchtenden Fachwerkturm der Feldsteinkirche. Aber viel mehr ist da auch nicht… Schenkenhorst hieß bis 1937 Schenkendorf und wurde bereits 1375 im Landbuch Karls IV. erwähnt. Wie so viele andere Dörfer der Gegend wurde Schenkenhosrt im 30-jährigen Krieg platt gemacht und zu DDR-Zeiten berieselt. Also die Gegend drumrum, die von der Stadt Berlin als Rieselfelder genutzt wurde. Zur Bewirtschaftung dieser Felder wurde Personal angesiedelt, für das Unterkünfte errichtet wurden, die heute zum Teil unter Denkmalschutz stehen. Die Berieselung und landwirtschaftliche Nutzung durch die Berliner Stadtgüter endete im Jahr 1998 nach 105 Jahren.
Auf den letzten Metern bis zur Straße nach Nudow, die die ehemaligen Rieselfelder durchschneidet, wird der Weg doch noch sehr sandig und schwerer zu gehen.
Etappe: Straße nach Nudow – Parforceheide
Jenseits der Straße verläuft der Weg schnurgerade, bis er auf alte ausladende Eichen am Rande eines Grabens trifft. Hier pausierte ich und hielt mich in nordwestlicher Richtung, bis ich zum Rand der schon von weitem zu sehenden Parforceheide gelangte. Die Parforceheide wurde als Jagdgebiet für die damals in Europa beliebte Parforcejagd, eine Art Hatz, ausgebaut und sternförmig mit 16 breiten Achsen versehen, von denen noch 8 erhalten sind und in deren Schnittstelle das Jagdschloss Stern residiert. Etwa 2350 Hektar des Waldgebietes wurden 1997 zum Landschaftsschutzgebiet Parforceheide ausgewiesen das als Erholungsgebiet für Potsdamer und Berliner gleichermaßen, aber auch als klimatische Ausgleichsfläche im Süden des Ballungsraumes Berlin dient.
Etappe: Parforceheide(rand) – See Güterfelde – Hirtengraben – Potsdamer Allee
Auf sonnenbeschienenem Stoppelrasen legte ich eine weitere kleine Pause ein um anschließend Sonnen-betankt in die Parforceheide einzutauchen. So der Plan. Der Wald ließ mich aber nicht. Der avisierte Weg endete an einem Zaun. Zum Glück gab es in die entgegengesetzte Richtung eine unwesentlich längere Ausweichsterecke, die die 21 ha große Motocrossstrecke umrundete, auf der nicht nur u.a. Deutsche Motocross-Meisterschaften ausgerichtet wurden, sondern wo 2012 auch das erste Dirt Track Race & Rockfestival stattfand.
An besagtem Wandertag war es auf der Strecke ruhig, nur nebenan testeten die Kleinen mit ferngesteuerten Flitzern, ob sie diese in Lichtgeschwindigkeit über Wiesen oder Sandhügel hinauf gesteuert bekämen. Früh übt sich, was ein Motocross-Rennfahrer werden will…
Der hübsche Weg führt nun an Pferdekopplen vorbei weiter in östlicher Richtung parallel der Südflanke der Parforceheide und verlockt zu einer Rundtour. Ich jedoch folgte meinem Plan B und einem Abstecher in den Wald hinein. In Sachen Bäumen bietet die Parforceheide leider keine Überraschungen. Abgesehen von einer Reihe sich in den makellosen Himmel räkelnder Birken in strahlend weißem Gewand, stehen hier, wie fast überall südlich der Hauptstadt, hauptsächlich Kiefern.
Nach kurzer Auf- und Ab-Strecke überquerte ich die Straße und bog kurz darauf am kahlen Baum rechts ab, um zum Haussee Güterfelde zu gelangen. Nach den bisher gelaufenen breiten Wegen ist der schmale Pfad durch halbstarken Nadelbäume, der sich bald darauf zu einer sandigen Trasse weitet, eine willkommene Abwechslung. Ja und dann ist man am See. Wie halb Güterfelde. Und dessen Hunde. Am schattigen Westufer mit Blick auf den Ort Güterfelde und das ehemalige Schloss (heute Eigentumswohnungen) geht es weiter gen Norden. Eine Bank, von emsigen Vierbeinern höher gelegt, lädt zum Bleiben ein. Ich musste aber weiter, um noch vor der Dämmerung zum nächsten Bus zu gelangen. Ab Güterfelde fährt am Wochende nämlich nix.
Aus diesem Grund überquerte ich am nördlichen Ende des Sees den Wiesenparkplatz sowie die Potsdamer Straße und die Schnellstraße nach Potsdam gleich dahinter. Auf der anderen Seite mäandert der Hirtengraben durch Wiesen und Wäldchen. Ebenso der Weg. Da es im Wald langsam duster wurde und ich Schiss vor Wildschweinen hatte, bin ich diesen letzten Abschnitt etwas flotter angegangen und das war gut so. Nur eine Minute nach Erreichen der Bushaltestelle näherte sich bereits der Bus. Der brachte mich nach Teltow, von wo aus ich bequem mit der S-Bahn heimzuckeln konnte.
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