Wenn es ums wandern geht, meide ich gern größere Gruppen. Nicht dass ich kontaktscheu wäre,oder mit wandernden Gruppen schlechte Erfahrung gemacht hätte. Keinesfalls. Als Kinder und Jugendliche waren wir regelmäßig mit Wandergruppen auf Tour, die sich als natürliche Gebilde stets um meine wanderbegeisterten Eltern scharten.
Einen entscheidenden Nachteil haben Wandergruppen allerdings. Man ist an das allgemeine Lauftempo gebunden und für Fotostopps, die ich nun mal ebenso gern wie das wandern selbst zelebriere, bleibt kein Raum. Dennoch behalte ich ein Auge auf diverse digitale Berliner Wandergruppen und schließe mich gelegentlich einer organisierten Tour an.
Hat man die erste Hürde genommen und steht tatsächlich auf der schnell gefüllten Liste der bestätigten Teilnehmer muss man sich um nichts weiter kümmern, als pünktlich am Treffpunkt zu erscheinen und Offenheit für neue Leute mitzubringen. Die habe ich eh mit der Muttermilch inhaliert und es macht mir Freude, beim Laufen über Lebenswege zu plaudern, die sich just an diesem Ort und Zeitpunkt kreuzen.
Mit der Meetup-Gruppe Berlin Hikers #2 sollte es also von Biesenthal zum Liepnitzsee gehen, dem wohl leuchtendsten Stern am Berliner Umland-Seen-Firmament. Die Hinfahrt nach Bernau, die eine einfache hätte sein sollen – von Süd nach Nord mit 1 mal umsteigen – gestaltete sich schwierig. Zum Glück warnte die S-Bahn vor und empfahl, einen Teil der Strecke mit dem Zug zurück zu legen. Tat ich auch und fand schnell ein Trüppchen Mitwanderer, zu dem sich nach und nach weitere verkehrstechnisch Behinderte gesellten. Verhinderte gab es auch. Die fehlten dann halt. Mir allerdings nicht. Ich fand unsere Gruppe perfekt, so wie sie war.
Der Weg führte durch das Biesenthaler Becken mit sumpfigen Flecken und romantischem Bachlauf zum ersten der drei Seen, die wir im Laufe des Tages tangieren wollten.
Der Hellsee war mir nur dem Namen nach bekannt, weil er im Zusammenhang mit der Badeseen-Challenge der in Berlin ansässigen kanadischen Bloggerin Jessica Lee besonders lobenswert erwähnt wurde. Ich stimme dieser Lobhudelei unumwunden zu und lasse Bilder sprechen.
Da der Ankündigungstext für die Wanderung von drei Seen und der Gelegenheit zum Baden sprach und auch das Wetter dazu mehr als einladend war, erwartete ich voller Vorfreude das Signal zum Rasten, während wir am Ufer des schönen Hellsees entlang liefen. Kam aber keins. Die Mannschaft war auf der Flucht vor Mücken und gedachte, an anderen Gestaden zu baden. Wenigstens eine kurze Rast (mit Badeerlaubnis) wurde dann aber doch eingeläutet, welche eine spanische Mitwanderin und ich zum Badegang nutzten. Die anderen mümmelten ihre Brote und beneideten uns insgeheim. Denn es war klar wie Kloßbrühe, dass wir keinen geeigneteren Ort mehr finden würden, um als größere Truppe aussichtsreichen und ausreichenden Uferplatz zum Verweilen zu finden. Selbst die Mücken gönnten uns die Pause und verzogen sich vorübergehend.
Weiter ging es dann zum nahe gelegenen Obersee, mit kleinem überfüllten Sandstrand und Autobahn-Dröhnen in der Ferne. Diesen See ließen wir links liegen und wanderten jenseits der Autobahn weiter zum Liepnitzsee, dessen Südufer wir, wie viele per Auto angereiste Badewillige, nach geeigneter Badestelle absuchten.
Erwartungsgemäß waren die geeigneteren Plätze belegt, so dass wir uns gezwungen sahen, uns direkt am Wegesrand auszubreiten und durchs tief hängende Blätterdach in den sonnig glitzernden Liepnitzsee vorzustoßen. A., B. und ich schwammen zur Insel und nach kurzer Verschnaufpause zurück. Leider hatte sich ein Teil der Gruppe schon vom Ufer gemacht, aber das nette französische Paar hatte genug Muße, gechillt zu warten und unsere Sachen zu bewachen. Danke sehr! Danke auch an Andrew für die tolle Tour und Orga.
Die Heimreise dauerte drei Stunden. Das wäre dann aber eine neue Geschichte …
Aha, so ist das! Naja, trotzdem schade und für meine Begriffe eben ganz und gar nicht in Ordnung.