Etappe: Klein Beuthen – Blankensee
Am Ostermontag wanderte ich mit einer lieben Bekannten eine kleine Runde durch die Glauer Berge. Wir starteten in Klein Beuthen, wo ein Buswendeplatz auf ÖPNV-Anbindung schließen lässt und es direkt neben der Pferdekoppel mit süßem Pony einen kleinen Parkplatz für Wanderwillige gibt. Laut Wikipedia, war Klein Beuthen immer ein Anhängsel an die Burg bzw. das Schloss Beuthen. Auch bei der ersten urkundlichen Nennung 1367 wurden nur das „Haus“ zu Beuthen und die Wassermühle genannt. Selbst heute ist das kleine, ruhige Dorf nur über eine Stichstraße erreichbar, die an der Nuthe endet. Für uns war es der perfekte Ausgangspunkt für unsere Wanderung durch die Glauer Berge zum Blankensee.
Nachdem der Wanderrucksack geschultert war, gelangten wir bereits nach wenigen Metern entlang des Kleinen Mühlenfließes zur schnurgeraden Nuthe, die hier von einer Panzerbrücke überspannt wird. Die Nuthe kommt als linker Nebenfluss der Havel aus dem Fläming, überwindet auf ihrem Weg zur Mündung in Potsdam 51 m Höhenunterschied und 66,5 km Strecke. In ihrem Unterlauf ist die Nuthe kanalartig ausgebaut und eingedeicht. Kein Wunder also, dass man ein Lineal an ihr ausrichten könnte. Sinnvoller und reizvoller wäre sicherlich gewesen, sie ihrem natürlichen Lauf zu überlassen, der durch die Strömung verlangsamende Flusswindungen und Überlaufflächen einen gewissen natürlichen Hochwasserschutz geboten hätte. Wir stoppten nur kurz am reizlosen Ufer, um Fotos von der ehemaligen Militärbrücke zu machen, die aus 5 Überbauten zusammen gefügt ist und heute landwirtschaftlich genutzt wird (Quelle: brueckenweb.de). Von dort aus hielten wir direkt auf den Waldrand zu.
Für meine Wanderfreundin war es die erste Wanderung überhaupt (aber sie ist das Gehen längerer Strecken gewohnt). Zum Warmlaufen wählten wir für den Hinweg deshalb den flachen, aber recht sandigen Weg am Rande der Glauer Berge. Die Spuren im Sand (Abdrücke und Hinterlassenschaften) zeugten davon, dass dies auch beliebtes Reitrevier ist. Hinter dem Abzweig nach Mietgendorf wurde der Weg zum besser zu gehenden Waldweg. Im schmalen waldstreifen blühten einige Buschwindröschen. Plötzlich wurden die uns umgebenden Bilder bewegt, als Miniatur-Autos am Horizont dahinzogen. Die Straße nach Blankensee war nicht mehr weit. Zeit für ein erstes Päuschen auf sonniger Wiese. Wir lümmelten träge im Gras, betrachteten das Holzhüttchen gegenüber, das von einem Holunderbusch aufrecht gehalten wird und lauschten den zarten Stimmchen der Lerchen hoch oben.
Weiter ging es dann nach Blankensee hinein. Der charmante Ort war zur Frühzeit von slawischer Hand errichtet, später an das Magdeburger Erzbistum gefallen und durch Heirat in sächsische Hand übergegangen. Nach den Beschlüssen des Wiener Kongresses ging der Ort Blankensee 1815 an Preußen. Der letzte Eigentümer, Viktor Arthur von Thümen (1842–1929) musste das Gut und Wald im Jahr 1902 an die Deutsche Ansiedlungsgesellschaft verkaufen. Geplant war, Blankensee zu einer Siedlung für wohlhabende Bürger werden zu lassen. Sudermann, dem das Gut angeboten worden war, entschied sich zunächst, das Anwesen zu pachten und kaufte es 1902. Sudermann ließ Schloss und Park umgestalten. Die Arbeiten wurden mit der Anlage eines italienischen Gartens im Jahr 1927 beendet. Nach Sudermanns Tod ein Jahr später übernahm die von ihm gegründete Stiftung unter der Leitung seines Stiefsohns Rolf Lauckner die Geschäfte. Sie hatte zum Zweck, mittellose Schriftsteller zu unterstützen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss geplündert – eine Enteignung fand jedoch aufgrund der Stiftungsstruktur nicht statt. Nun wurde das Schloss, wie so häufig in der ehemaligen DDR, für alle möglichen Zwecke genutzt. Einige Räume wurden sogar als Getreidelager genutzt. In den 50er Jahren wurde das Schloss zur Schule umgebaut und 1958 unter Denkmalschutz gestellt. Der 1927 errichteten Ostflügel wurde 50 Jahre später wegen Baumängeln abgerissen. 1975 wurde auch der Park des Schlosses unter Denkmalschutz gestellt. 1985 zog die Schule aus und der Bürgermeister ein. Es entstanden ein Kindergarten sowie ein Versammlungsraum. Außerdem wurde das Gebäude als Betriebsurlaubsheim genutzt. Nach der Wende überführte die Sudermann-Stiftung gemeinsam mit der Denkmalbehörde das Anwesen in die Brandenburgischen Schlösser, die von 1994 bis 1998 eine umfassende Sanierung durchführten. Dabei entstand auch ein neuer Ostflügel im Bauhaus-Stil nach Plänen des Bonner Architekten Karl-Heinz Schommer.
Der Schlosspark war leider abgeschlossen, sodass wir außen rum laufen mussten und nur vereinzelte Blicke hineinwerfen konnten. Das idyllische Blankensee war, wie immer an sonnigen Wochenenden und Feiertagen, gut besucht. Beim Bäcker saßen Menschen im Hof in der Frühlingssonne bei Kaffee und Kuchen. Auch ein Reiher saß zu Tisch. In aller Seelenruhe spazierte der langbeinige Vogel im grauen Frack auf dem Stauwehr hin und her und ließ sich von den vielen Touristen, die mit gezückter Kamera sein Treiben verfolgten, nicht im Mindesten beeindrucken. Das Einzige, was die stoische Ruhe des Reihers unterbrechen konnte, war das Auftauchen von Fischen am Wehr. Dann geriet der Vogel in Bewegung, breitete seine Schwingen aus und flog die kurze Distanz bis zu seiner Beute und kehrte dann auf den ruhigen Posten zurück. Wir verfolgten das Schauspiel für einige Minuten und widmeten uns dann dort, wo kurz hinter der Nieplitz-Überquerung der Blankensee eine Nase bildet, unserem eigenen Picknick am sonnigen Pausentisch mit Blick aufs Wasser.
Mit dem übrigen Besucherstrom ging es dann weiter zum Bohlensteg am Blankensee. Der 280 ha große See ist sehr ist mit 1,38 m durchschnittlicher Wassertiefe sehr flach und von einem stellenweise mehrere Hundert Meter breiten Schilfgürtel gesäumt. Der See steht komplett unter Naturschutz. Der Bohlenweg, der den Schilfgürtel durchbricht und freien Blick auf den See und seine Bewohner erlaubt, ist die einzige Stelle, wo der Blankensee mit der Zivilisation in Berührung kommt. Das sieht man auch daran, dass es hier unter anderem Haubentaucher und andere seltenere Seevögel zu bewundern gibt.
Nach dem Abstecher zum Blankensee und einer Tüte Softeis beim Museum, kehrten wir auf die andere Seite der Mühlenberg-Straße zurück und nahmen den ersten Abzweig in die Glauer Berge. Nach dem Anstieg ging es nun aufwärts und abwärts durch sandige Landschaft mit Wetter-gebeugten Kiefern – oder liegt’s am Sand, dass die Kiefern hier oben, so ganz und gar nicht hoch und aufrecht wachsen, wie ihre Kumpel paar Meter weiter unten? – offenen sandigen Flächen, frei stehenden Mistel-verzierten Laubbäumen und Hügelkuppen. Dieses Auf und Ab der Glauer Berge ist von einem bizarren Wegenetz überzogen.
Mittendrin dann ein riesiger Wegweiser mit Pfeilen in alle Welt. Und ein eher ungewöhnliches Landschaftsschutzgebiets-Schild. Wir hielten uns bei unserem Streifzug durch die Glauer Berge weitestgehend an der rechten Kante, um den Fuchsberg nicht zu verpassen. Der 86 m hohe Fuchsberg bietet nämlich nebst Gipfelkreuz sogar auch Weitblick über das Glauer Tal. Schön!
Weiter ging es durch die Kiefern-bestandenen Glauer Berge bis das Gelände irgendwann abfällt und man sich am Ende der Glauer Berge und auch fast schon der Wanderung befindet. Hier standen ein paar Trauben-Hyazinthen mitten in der Botanik. Ich dachte, die gäbe es nur in Gärten… Nach dem letzten Schluck Wasser und ein paar Metern auf dem querenden Weg gelangten wir zurück zum Nuthe-Wehr, von wo aus wir dem Kleinen Mühlenfließ auf der ruhigen Teerstraße – diesmal am linken Ufer – folgten. Eine sehr schöne Runde!
Lieber Andreas,
vielen Dank für das Kompliment! So weiß ich, dass sich die Mühe des Recherchierens und Aufschreibens auch lohnt… 🙂
LG Peggy