Wandern in der Sächsischen Schweiz: Carolafelsen und Schrammsteine ab Schmilka

Tourdetails

gewandert am: 01.03.2022
Region: , ,
benötigt: gute Kondition, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, Wanderkarte

Startpunkt: Schmilka
Ziel: Schmilka
Entfernung: 15 km
höchster Punkt: 460 m

Erreichbarkeit mit Öffis:

super
okay
dürftig
gar nicht

Obwohl ich als Kind gefühlt jedes zweite Wochenende in der Sächsischen Schweiz verbrachte und damals jeden Felsen und Huckel beim Namen kannte, ist dieses Insiderwissen leider komplett verloren gegangen. Kein Wunder, war ich in den vergangenen 30 Jahren nur noch selten im Elbsandsteingebirge. Nun hat mich die Sehnsucht nach den Sandsteinfelsen meiner Kindheit gepackt und während einiger Tage, die ich Anfang März abbummeln konnte, war ich in der Sächsischen Schweiz gleich 3 Mal wandern.

Eine dieser drei Wanderungen führte meinen Herrn Schatz und mich auf die Kaiserkrone, die wir während der Herbstferien in der Sächsischen Schweiz (in Schöna) als Kinder regelmäßig vor dem Abendessen überranten.

Für die Solo-Frühjahrswanderung in der Sächsischen Schweiz habe ich mich für die aussichtsreiche Tour über Carolafelsen, die Obere Affensteinpromenade, Zurückesteig und Schrammsteinweg, weiter zur Schrammsteinaussicht, entschieden. Auch dem Großen Schrammtor stattete ich einen Besuch ab.

Etappe: Schmilka – Lehnsteig – Reitsteig

Ganz gegen meine Gewohnheit fiel ich als eine von nur zwei Wanderern im Morgengrauen in Schmilka aus dem Zug. Ursache für den frühen Start waren die Vorfreude und die um Abfahrtzeiten von Straßenbahn & Zug kreisenden Gedanken, die dort nicht Halt machten, sondern sich auf die benötigten Tickets und wo ich diese jeweils erstehen könne ausdehnten bis hin zur Feinplanung, wann ich dafür aus dem Haus müsse… Fakt ist, dass ich stundenlang wach lag und mich gegen 5 Uhr entschloss aufzustehen und Wanderung samt Anreise 2 Stunden früher als geplant, anzugehen. Könnte ja sein, dass man eine sich adrett um Felsen räkelnde frühmorgendliche Nebelbank vor die Linse bekommt.

Die Gänse am Fähranleger Schmilka Hirschmühle waren noch genauso verschlafen, wie das Örtchen Schmilka gegenüber. Dabei ist der Grenzort für gewöhnlich recht quirlig. Vor allem an schönen Wanderwochenenden, muss man doch durch dieses Nadelöhr von einem Ort hindurch, um zu einem der vielen den Schmilkaer Talkessel empor strebenden Wanderwege zu gelangen. Bei meiner Ankunft herrschte noch wunderbar blaue Stille über der Elbe und in Schmilka selbst. Noch nicht einmal die leise tuckernde Fähre vermochte, die morgendliche Ruhe zu stören. Kurz hinter dem Fähranleger kreuzte ich die gähnend leere Straße nach Tschechien und folgte den Wanderwegen, die gebündelt durch den Ort und an dessen Ende als asphaltierter Fahrweg weiter hangaufwärts bis zur Zwieselhütte hinauf führen. Hier werden erfahrungsgemäß noch mal die Wanderkarten gezückt und mit den Auskünften an den Wegweisern abgeglichen. In den meisten Fällen nützt das alles nix, man muss weiter bergauf stapfen, bis eine weitere Schar Wanderwegweiser auf Abzweigungen zur Heiligen Stiege und anderen Hauptwanderwegen verweisen.

Mein Weg war nicht ausgeschildert, aber mithilfe meiner Wanderkarte, die genau genommen nicht meine, sondern die meines Bruders war, wusste ich, dass ich zum Lehnsteig ein Stück dem Wurzelweg Richtung Hoher Winterberg folgen muss. Am Eingang des Lehnsteigs dann doch ein unscheinbarer Wegweiser… Der Lehnsteig klettert steil und stetig die 335 Höhenmeter auf das Felsplateau der Affensteine hinauf.
Über die ausgetretenen Steinstufen bin ich schon als Kind viele Male auf- oder abgestiegen. Neben diversen Holzbohlen, die Wanderern und Gelände Halt bieten sollen, gibt es ab und an auch kleine Leitern aus Metall oder Tritte aus anderen, dem Anschein nach recycelten, Materialien, um größere Stufen bequem überwinden zu können. Hinter den Bäumen wurden die Felswände von der aufgehenden Sonne in goldenes Licht getaucht und von den Felswänden hallte noch kein fröhliches Geplapper von Wanderern bzw. Rufen von Kletterern.

Schnaufend oben angekommen, bieten sich erste reizvolle Blicke in benachbarte Felskesselchen. Der Lehnsteig ist nun ein schmaler Pfad durchs Grün, der zum Reitsteig, der A1 unter den Wanderwegen in den Affensteinen, hinüber führt. Auf den lauschigen Felsrand folgte kurz vorm Reitsteig ein Schock. Unzählige Baumstämme, die die heftigen Stürme in Herbst und Winter gefällt haben mussten, bildeten fast mannshohe Haufen und säumten streckenweise den Reitsteig. Die noch stehenden Bäume sahen ebenfalls kläglich aus, aber das kann auch daran gelegen haben, dass es einfach noch zu früh für den Blattaustrieb war.

Etappe: Reitsteig – Carolafelsen

Gelegentlich führt der Reitsteig nah an den Felsrand mit seinen aufgerauten freien Flächen mit sanft gerundeten Buckeln, zwischen denen es sich genauso bequem sitzt, wie auf dem Rücken von Kamelen, und die bei wärmeren Temperaturen zum Rasten und Schauen einladen. Im März war es jedoch früh am Morgen noch recht frisch und zugig. Zeit für die großartigen Ausblicke auf die bizarre felsige Einfassung des Talkessels nahm ich mir natürlich trotzdem, wobei, um bei der Analogie zum Schmuck zu bleiben, hier nicht der Stein, sondern die Fassung das Reizvollste ist.

Beim Abzweig zum Carolafelsen schwenkte ich rechts. Kurz vor dem Erreichen des Felsplateaus des Carolafelsens, führt der Weg ein paar Stufen ein enges Tal hinab. Hier hatte die Sonne kaum Zutritt, wovon einige Eiszapfen ein Lied singen konnten. Der 453 Meter hohe Carolafelsen ist nach nach Sachsens letzter Königin Carola von Wasa-Holstein-Gottorp benannt. Da die Gemahlin König Alberts I. eine sozial engagierte Frau war, ist nicht nur ein schroffer Felsen, sondern auch eine Medaille für hilfreiche Nächstenliebe nach ihr benannt, sowie viele weitere Örtlichkeiten in und um Dresden. Der Carolafelsen ist beliebtes Touristenziel, allerdings nix für Lauffaule, wie die noch bekanntere Bastei. So früh im Jahr hatte ich noch freie Wahl, in welche Felskuhle ich mich samt Picknick betten möchte.  Außer mir war nur der zuvor auf dem Reitsteig getroffene Wanderer zugegen, eine Chance, die ich ergriff, um auch selbst mal auf einem Foto zu erscheinen. So hockte ich bequem in einer Felsmulde, frühstückte und genoss den sagenhaften Ausblick.

Etappe: Carolafelsen – Obere Affensteinpromenade – Zurückesteig

Die Auszeit auf dem Carolafelsen hatte ich nicht nur zur Fernsicht, sondern auch zum Blick in die Böhmsche Wanderkarte genutzt. Die Handgezeichneten Karten aus dem Kartographischen Verlag Rolf Böhm im Maßstab 1:10000 haben inzwischen Kultstatus und sind genauer als manch großformatige Blätter renommierter Verlage. Dennoch hatte ich Mühe, im Wirrwarr pausbäckiger roter Farbkleckse, die die Felsmassive darstellten, und gestrichelter sowie gepunkteter Linien des dichten Wegenetzes, den zu gehenden Kurs auszumachen. Wie im echten Leben. Was in Luftlinie zum Greifen nah scheint, entpuppt sich oft, als mühsamer Pfad durch enge Schluchten, über steile Anstiege und halsbrecherische Abstiege und um vielerlei Hindernisse führend.

Durch die oben schon erwähnte enge Schlucht stieg ich zur Oberen Affensteinpromenade hinunter. Dem Pfad, der sich auf halber Höhe um die Felsen der Affensteine windet, folgte ich bis zum Zurückesteig. Vllt. Heißt der so, weil er Einen auf die Elbseite des Felsmassivs zurück bringt. Zur Namensgebung der Affensteine sind zwei Varianten verbreitet. Nach einer Variante ist der Name auf einen jungen Adligen zurückzuführen, der im Vorderen Raubschloss eingekerkert war und dessen zahmer Affe ihm zur Flucht verholfen haben soll. Die wahrscheinlichere Erklärung führt den Namen der Felsgruppe auf den altdeutschen Namen des Uhus zurück, der hier nistete.

Etappe: Zurückesteig – Schrammsteinweg – Gratweg – Schrammsteinaussicht

Der 500 m kurze Zurückesteig überwindet nur etwa 50 m Höhenunterschied nach oben und wieder nach unten und ist Teilstück des Malerwegs. Auf dem Schrammsteinweg gelangte ich in die Schrammsteine, die man am besten von der gleichnamigen Aussicht bewundert. Der Gratweg dorthin bietet auch schon beeindruckende Ausblicke auf die Felslandschaft der Schrammsteine und das Panorama dahinter.

Etappe: Schrammsteinaussicht – Jägersteig – Schrammsteinweg – Großes Schrammtor – Schmilka

An der Schrammsteinaussicht endet der Gratweg mit grandioser Rundum-Sicht bis hin zum Lilienstein und in die Hintere Sächsische Schweiz. Den Falkenstein habe ich erst gar nicht erkannt, da man ihn hier, anders als gewohnt nicht in der Draufsicht sieht, die an einen am Boden hockenden Falken erinnert, sondern von der Seite.

Nun musste ich ein Stück retour bis zum Jägersteig. Der parallel verlaufende Wildschützensteig soll nicht für Abstiege genutzt werden. Offensichtlich sollen so die üppigen Besucherströme kanalisiert und Staus vermieden werden, denn auf den schmalen Metall-Leitern passt man nicht aneinander vorbei. Besagte Metalleitern des Jägersteigs und befestigte Pfade bringen den Wanderer sicher auf Waldniveau hinunter. Auf dem Schrammsteinweg lief ich zum Großen Schrammtor, einer von 4 tief in den Sandstein gegrabenen engen Schluchten. Während das Mittlere Schrammtor etwas Kraxelei erfordert und nicht offiziell ans Wegenetz angeschlossen ist, ist das Große Schrammtor quasi die Kinderwagen-Rampe, wobei der schmale Durchgang für Zwillingswagen schon etwas knapp werden dürfte, um bei diesem Bild zu bleiben.

 

Eigentlich wollte ich ab hier nach Postelwitz laufen, da die Strecke etwas kürzer ist (wenn auch teils entlang der Straße). Dieser Weg entpuppte sich nach 1/4 Stunde Marsch auf breiter Piste als gesperrt. Wegen Stürmen und Borkenkäfer waren umstürzende Bäume nicht auszuschließen, also akute Lebensgefahr. Mir blieb nichts anderes übrig, als bis zur Wegkreuzung zurück zu trotten und auf den Elbleitenweg einzuschwenken, der sich auf halber Höhe unterhalb der Schrammsteine schlängelt. Wenn sich Leute auf der Schrammsteinaussicht befinden, kann man diese vom Weg aus sehen. Wer etwas abkürzen möchte, steigt an der Breiten Kluft auf markiertem Weg ab und läuft den restlichen Kilometer auf dem schönen Radweg entlang der Elbe. Oder man geht bis zum Rauschengrund und folgt einem der dort nach Schmilka führenden Pfade. Bleibt man auf dem Elbleitenweg, gelangt man irgendwann automatisch wieder in den Schmilkaer Kssel und folgt der schon vom Hinweg bekannten Straße ins Dorf hinunter.

Bitte folgt nicht meiner Route, die zwar als Weg bei komoot eingetragen ist, aber einem nicht bekannte unmarkierte Wege sollte man in felsigem Gelände meiden. Der Pfad führt mit schönen Ausblicken ins Elbtal direkt unterhalb der gelben Sandsteinwände entlang und dann steil ins Tal hinab. Hier und da steht ein Kletterer-Vereinshaus. Irgendwann ging es geradeaus nicht weiter und laut komoot in Serpentinen am steilen Hang talwärts. Dieser Pfad war nur anfangs zu erkennen und zudem dicht von altem raschelndem Buchenlaub bedeckt, wodurch der Abstieg nur mit allergrößter Vorsicht zu bewältigen war. Die Blätter rutschten wie Schmierseife! Also bitte nicht nachmachen!

Statt am Orstseingang zum Radweg zu wechseln, blieb ich auf dem breiten Weg und lief von oben durch Schmilka. Die Hoffnung, irgendwo in der Sonne noch einen Belohnungswein trinken zu können (was zur Saison hervorragend geht) war an einem Wochentag im März leider nicht möglich…

Eine herrliche Runde, wenn auch der Rückweg auf dem Elbleitenweg eher bissl langweilig ist.

 

veröffentlicht am: 31.07.2022

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